„Wasser marsch! – Nachbetrachtungen zur Aquaristikmesse in Braunschweig“

So. Es ist geschafft.
Die Aquaristikmesse im MEC Braunschweig liegt hinter uns – und ich sag’s mal so: Wenn Fische klatschen könnten, sie hätten’s getan. Wobei… das wär irgendwie unheimlich. Stell dir mal vor, du gehst an einem Aquarium vorbei und so ein Guppy applaudiert dir. Leise. Mit so kleinen Flossen. Ich würd’s sofort verkaufen.

Aber zurück zur Messe.
Was für ein Wochenende! Menschen, Becken, Pflanzen – und ein logistisches Chaos, das nur durch pure Willenskraft und dreifachen Espresso gebändigt werden konnte. Planen, koordinieren, diskutieren, spontan improvisieren, weil irgendwer das Verlängerungskabel für die Quarantänebecken vergessen hat – all das, während man lächelnd so tut, als sei alles perfekt. Das ist Messe. Das ist Show. Das ist… kurz vor Nervenzusammenbruch, aber mit Namensschild.

Die Besucher waren übrigens überwiegend zufrieden.
„Durchweg zufrieden“ wäre gelogen. Denn irgendwo steht immer einer, der sagt: „Also die Garnelen letztes Jahr, die waren größer.“
Ja. Mag sein. Aber die waren auch fett. Und unglücklich.

Es gibt einfach diese Leute, die auf einer Messe das Haar in der Strömungspumpe suchen. Zu laut, zu leise, zu nass, zu trocken – irgendwas ist immer. Aber das gehört dazu. Eine Messe ohne Meckerei ist wie ein Aquarium ohne Blubberblasen: irgendwie unnatürlich.

Und trotzdem: Es war toll. Wirklich.
Nahezu alles war vertreten – von High-End-Aquascaping bis zum Typ mit dem selbstgebauten CO₂-Reaktor aus einer Cola-Flasche (funktioniert angeblich „mega“ – ja klar). Fachgespräche überall: „Wie sind Ihre Nitratwerte?“ – „Stabil.“ – „Ach, schön.“
Wenn du so was belauscht, weißt du: Du bist auf einer Aquaristikmesse. Oder in einem sehr merkwürdigen Chemieunterricht.

Und dann – die Kuchentheke.
Der heimliche Star der Messe. Zwischen Fischfutter und Filtermaterial thronte sie da wie ein süßes Versprechen auf Zucker und Glück.
Da standen Männer in Aquaristik-T-Shirts, die über pH-Werte philosophierten – mit Sahneschnittchen in der Hand. Und Frauen, die eigentlich nur kurz gucken wollten, ob es neue Garnelenarten gibt, aber plötzlich ein Stück Mohnkuchen balancierten, als wär’s eine Goldmedaille.

Kuchen geht immer. Kuchen mag jeder.
Es war wie ein stilles Bündnis: Wer durch war mit Pumpen, Becken und Blubberblasen, ging zur Kuchentheke. Dort wurde nicht mehr über Wasserwerte gesprochen. Nur noch über Kalorien – und auch das sehr entspannt.

Ein großes Lob geht an dieser Stelle an die DCG – die wieder alles gegeben haben. Ohne die Buntbarsch-Fraktion wäre es ja keine richtige Aquaristikmesse! Wo die sind, ist Leben im Becken. Farben, Flossen, Fachsimpeleien – und das alles mit Leidenschaft, Charme und einer Portion Wahnsinn. Wie man’s eben kennt.

Und natürlich: das Show-Aquascaping.
Ein echtes Highlight! Besonders, weil Malte diesmal seinen Einstieg ins Thema gegeben hat – und das mit einer Ruhe, die man sonst nur bei alten Zen-Meistern oder Menschen findet, die gerade ihren dritten Kaffee hinter sich haben.
Was der da gezaubert hat, war wirklich sehenswert – und verdient jede Menge Anerkennung. So was macht einfach Spaß.
Das sind die Momente, wo man merkt: Hier geht’s nicht nur um Wasser und Steine. Hier geht’s um Herzblut. Und ’ne Menge Kies. Im doppelten Sinne.

Am Ende, als die letzten Besucher gingen, die letzten Verkäufer ihre Schilder einpackten und jemand leise „Na toll, jetzt steh ich wieder im Stau Richtung Gifhorn“ murmelte – da war klar: Wir haben’s geschafft.
Eine Messe ist kein Sonntagsspaziergang. Sie ist ein Marathon mit Kabelbindern, Checklisten und Leuten, die ständig fragen: „Hast du mal ’ne Steckdose?“
Aber sie war gut. Richtig gut.

Und als wir abends alle da saßen – erschöpft, aber glücklich – mit einem Getränk in der Hand (Wasser, aus Prinzip) und einem letzten Stück Marmorkuchen auf dem Teller, da dachten wir:
„Ja, das machen wir nächstes Jahr wieder.“

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