Aquaristik-Influencer: Zwischen Wassertest und Weltfrieden

Es gibt sie ja wirklich, die Influencer für alles. Es gibt Influencer für Ernährung, Fitness, Haustiere, Mode und sogar für… Trommelwirbel… Aquaristik. Ich bin mir sicher, das hat nicht mal Darwin kommen sehen. Fische, die sich ihre Umwelt über Millionen Jahre erarbeiten, und dann kommt Kevin mit 30.000 Followern und einem Filter-Tutorial, das aussieht, als wolle er das Bermuda-Dreieck erklären. Willkommen in der Welt der Aquaristik-Influencer – da, wo man Fische hat, die mehr Instagram-Follower haben als man selbst.

Ich meine, Aquaristik-Influencer – wer hätte gedacht, dass Fische ein so großes Bedürfnis nach Beauty-Tipps haben? „So kriegst du kristallklares Wasser und die perfekte Algenfrisur für deinen Guppy!“ Gibt’s dann auch ein „What’s in my tank“-Video? Der Influencer sitzt dann vor seinem Becken und holt so Zeug raus wie: „Das hier ist Flipper, mein Antennenwels. Der ist mein Ride-or-Die, immer schön am Boden, wie ein guter Freund. Und hier, das sind meine Neonsalmler – im Schwarm unterwegs, weil sie zusammen cooler wirken. Und ja, da hinten, der Matschklumpen, ist mein Schneckenfilter. Er filtert nichts, aber er glaubt fest daran, dass er es tut.“ Motivation ist alles, auch bei Schnecken!

Die Wahrheit ist doch, so ein Aquarium zu betreiben, ist ungefähr so entspannt wie ein 24-Stunden-Babysitting mit 50 Kindern, die alle „alleingelassener Rotfeuerfisch“ spielen. Auf Instagram sieht’s immer so aus, als wäre es die ultimative Zen-Oase. Aber hinter den Kulissen? Algenblüten, die sich in jeder Ecke breitmachen wie Unkraut im Schrebergarten. Fische, die sich in den kleinsten Ritzen verstecken, weil sie keinen Bock auf Paparazzi haben. Und Wasserwechsel – das klingt so einfach! Aber mal ehrlich, sobald man mit dem Schlauch hantiert, wird das Wohnzimmer schneller geflutet als der Titanic-Laderaum.

Die Aquaristik-Influencer, die das Ganze locker-flockig aussehen lassen, geben uns ja gerne Ratschläge. Zum Beispiel: „Testet euer Wasser regelmäßig!“ Klar, nichts einfacher als das. Ich fühle mich jedes Mal wie ein Chemiker im Labor, nur ohne Ahnung. So ein Wassertest-Set ist ja auch ein Abenteuer. „Gib einen Tropfen Reagens A ins Wasser, dann zwei Tropfen Reagens B und schüttle vorsichtig.“ Am Ende sitze ich da, das Wasser färbt sich blutrot, und ich frage mich, ob ich gerade meine Fische umgebracht habe oder ob das nur bedeutet, dass ich den pH-Wert eines Swimmingpools in der Hölle habe.

Und dann diese Dekotipps! „Platziere die Steine natürlich und nicht symmetrisch.“ Klar, „natürlich“ – ich meine, weil Steine in der Natur immer genau so liegen, wie es am besten zu deinem Instagram-Feed passt, oder? Wenn ich Steine ins Aquarium lege, sieht es meistens so aus, als hätte ich beim Umzug einen Eimer Kies umgekippt. Und dann noch die Wurzeln. Hast du je versucht, eine Wurzel in einem Aquarium zu platzieren, ohne dass sie wieder nach oben schwebt, als hätte sie das Auftriebsvermögen eines Heißluftballons? Da stehst du dann, drückst das Ding mit aller Gewalt in den Kies, und in dem Moment, wo du denkst, du hast es geschafft – zack, schwebt sie wieder hoch und deine Fische gucken dich an, als ob sie sagen wollen: „Ernsthaft? Schon wieder?“

Und wie kommen die Influencer eigentlich auf diese unfassbar inspirierenden Namen für ihre Fische? „Das ist mein Diskusfisch, Napoleon.“ Oder: „Das ist mein Koi, der heißt Armin.“ Meine Fische heißen „Der Dicke“, „Das Blaue Ding“ und „Der, der immer wegschwimmt, wenn ich ihn filmen will.“ Ganz ehrlich, die könnten auch „Fisch A“ und „Fisch B“ heißen, so persönlich ist unsere Bindung. Aber nein, Aquaristik-Influencer haben natürlich zu jedem Fisch eine emotionale Geschichte. „Napoleon hier hat mich durch schwere Zeiten gebracht.“ Klar. Ich habe eher das Gefühl, meine Fische bringen mich noch ins Irrenhaus, weil sie sich im Filter verfangen und dann gucken, als ob ich ihnen einen Wellnessurlaub schulde.

Aber das Beste kommt zum Schluss: „Meine Top 5 Futterempfehlungen!“ Leute, ernsthaft? Fische fressen alles, was ins Wasser fällt! Und dann gibt’s da diese ganz fancy Nahrung für Garnelen. Also bitte, ich bezahle nicht mehr für Garnelenfutter als für mein Mittagessen. Und dann sitzen sie da, die Aquaristik-Influencer, als ob sie das Futter selbst probiert hätten. „Das hat eine leicht nussige Note, und die Proteine sind perfekt für den Aufbau der Muskulatur.“ Wenn mein Guppy Muskeln aufbauen will, darf er das gerne tun, aber ich füttere den doch nicht mit Whey-Protein-Shakes!

Also, wer jetzt Lust hat, Aquaristik-Influencer zu werden: Seid gewarnt! Es ist ein hartes Geschäft da draußen. Fische sind die wahren Stars, und du bist nur der Typ, der den Wasserwechsel macht.

In diesem Sinne: Immer schön trocken bleiben – das gilt fürs Wohnzimmer und für die Nerven!

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