🐠 Kolumne: „Wenn das Aquarium zur kleinen Welt wird – und wir endlich kapieren, dass da Leben drin ist“

Also, fangen wir mal freundlich an – das ist ja selten bei Kolumnen, die mit Tierschutz enden.
Viele Aquarianer haben’s nĂ€mlich wirklich geschnallt.
Da wird gezĂŒchtet, geforscht, gelesen, gemessen, gerechnet – pH-Wert, Nitrit, Temperatur, Lichtzyklen.
Da sind Leute am Werk, die wĂŒrden eher ihren Geburtstag vergessen als den letzten Wasserwechsel.
Und viele zĂŒchten sogar gefĂ€hrdete Arten nach, um sie zu erhalten.
Da steckt Leidenschaft drin, Wissen, Herzblut.
Kurz gesagt: Diese Menschen sind nicht Hobbyisten – das sind die Hausmeister der Ozeane.

Aber
 (und hier kommt das große „aber“, das in jedem Tierschutztext irgendwann auftaucht)
es gibt auch die andere Sorte.
Die, die beim Möbelhausbesuch sagen: „Guck mal Schatz, das Becken da passt perfekt neben die Lampe.“
Und zack – drei Stunden spĂ€ter schwimmt ein Clownfisch im Leitungswasser und fragt sich, warum das Meer plötzlich nach Chlor riecht.

Leute, ein Aquarium ist kein USB-Gadget.
Man kann das nicht einfach einstöpseln und hoffen, dass die Natur sich schon irgendwie einpendelt.
Tut sie nÀmlich nicht.
Die Natur ist da ein bisschen empfindlich.
Die will keine Plastikpalme, die will Platz, Struktur, Artenvielfalt – kurz: das, was wir Menschen meistens zuerst wegrationalisieren.

Ich hab neulich in einem Forum gelesen: „Mein Fisch sieht traurig aus, was kann das sein?“
Tja. Vielleicht Depression. Oder das Trauma, dass sein Kumpel gestern verschwunden ist, weil du ihn mit einem Netz gejagt hast wie ein Pokémon.

Und dann kommt gern das Argument:
„Ach, das sind doch nur Fische, die merken das nicht.“
Ja, genau. Und Pflanzen merken auch nicht, wenn man sie ĂŒbergießt – bis sie umfallen.

Tierschutz in der Aquaristik heißt nicht, dass man’s lassen soll.
Es heißt, dass man’s besser machen soll.
Dass man sich informiert, dass man mal was liest, dass man keine WildfĂ€nge unterstĂŒtzt, nur weil der Fisch schöner leuchtet als die Nachzucht.
Und dass man akzeptiert: Verantwortung ist kein Hobby, sondern eine Haltung.

Das Schöne ist: Es geht. Es geht richtig gut.
Man kann artgerecht halten, nachhaltig zĂŒchten, Wissen teilen – das Internet ist voll von klugen Köpfen, die genau das tun.
Die nicht einfach nur „Fische haben“, sondern Ökosysteme pflegen.
Das ist nicht kitschig. Das ist groß.
Das ist gelebter Tierschutz mit Wasserfilter.

Aber – (ich weiß, ich bin anstrengend) – man muss auch ehrlich sein:
Solange Menschen Aquarien mit LED-Beleuchtung und Plastikschloss fĂŒr „Natur im Wohnzimmer“ halten, lĂ€uft was schief.
Das ist, als wĂŒrde man behaupten, TiefkĂŒhlpizza sei Kochen.

Mein ResĂŒmee:
Wenn du ein Aquarium hast – mach’s richtig.
Lern. Lies. Frag. Und tu so, als wÀrst du ein Hausmeister der Welt unter Wasser.
Denn wenn du Fische wirklich liebst, dann sorge dafĂŒr, dass sie dich gar nicht brauchen.
Dass sie einfach leben können – ohne Stress, ohne Leid, ohne Deko-Kitsch mit Schatztruhe.

Und wenn du dann irgendwann vor deinem Becken sitzt und denkst:
„Verdammt, das sieht schön aus“ –
dann ist es vielleicht nicht nur das Licht.
Dann ist es das gute GefĂŒhl, dass du was richtig gemacht hast.

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